Empirismus

Empirismus
Em|pi|rịs|mus 〈m.; -; unz.〉 Lehre, dass alle Erkenntnis nur auf Erfahrung beruhe; Ggs Rationalismus (2) [→ Empirie]

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Em|pi|rịs|mus, der; - (Philos.):
erkenntnistheoretische Richtung, die als Quelle der Erkenntnis allein die Sinneserfahrung, die Beobachtung, das Experiment gelten lässt.

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Empirịsmus
 
[zu griechisch empeiria »Erfahrung«, »Kenntnis«] der, -,  
 1) Philosophie: das Ausgehen von der Erfahrung; insbesondere die Annahme, dass jede Erkenntnis auf Erfahrung (und nur auf Erfahrung) beruhe; in der Philosophie eine erkenntnistheoretische Richtung, die im Gegensatz zum Rationalismus in der (meist als reines begrifflos »Gegebenes« verstandenen) Erfahrung den Ursprungs- und Rechtfertigungsgrund aller Erkenntnis, auch der reinen Vernunfterkenntnisse sieht. Gelten die Sinne als einzige Quelle der Erfahrung, so spricht man von Sensualismus. Im 17./18. Jahrhundert wurde der Empirismus v. a. von T. Hobbes, J. Locke, G. Berkeley und D. Hume vertreten, die sich gegen eine Annahme angeborener Ideen wandten. Nach Locke ist das menschliche Bewusstsein zunächst leer wie ein unbeschriebenes Blatt (»Tabula rasa«); alle Bewusstseinsinhalte gehen auf die äußere, durch die Sinnesorgane, oder die innere, durch Selbstwahrnehmung vermittelte Erfahrung zurück. Diese »einfachen Ideen« sind die »Bausteine«, aufgrund derer der Verstand durch Kombination, Vergleich oder Abstraktion die »zusammengesetzten Ideen« bildet. I. Kant suchte gegen diesen Empirismus zu zeigen, dass die Erfahrung schon als solche rational begründet ist. Der Empirismus von J. S. Mill geht so weit, auch die mathematischen Erkenntnisse auf die durch Induktion aus der Erfahrung gewonnenen Sätze zu reduzieren. Eingeleitet durch den Empiriokritizismus entstand im 20. Jahrhundert ein neuer Empirismus (Neopositivismus), der auf die seit etwa 1900 entwickelte mathematische Logik zurückgreift und deshalb die Kennzeichnung »logischer Empirismus« oder »logischer Positivismus« erhielt. Hauptvertreter des logischen Empirismus sind R. Carnap, H. Reichenbach und M. Schlick, um die sich der Wiener Kreis sammelte. Charakteristisch für den logischen Empirismus ist, dass er die mathematischen Wahrheiten für analytisch erklärt und viele klassische philosophische Kontroversen auf sprachlogische Irrtümer zurückführt.
 
 
F. Kambartel: Erfahrung u. Struktur. Bausteine zu einer Kritik des E. u. Formalismus (1968);
 L. Krüger: Der Begriff des E. Erkenntnistheoret. Studien am Beispiel John Lockes (1973);
 M. Benedikt: Der philosoph. E. Theorie (Wien 1977);
 M. Schlick: Allg. Erkenntnislehre (Neuausg. 1979).
 
 2) Psychologie: Sammelbezeichnung für Theorien, die das Verhalten allein auf Lernprozesse zurückführen (Gegensatz Nativismus). Die Psyche wird hierbei gleichsam als »Tabula rasa« angesehen, die nur durch Sinneseindrücke mit Inhalt gefüllt werden kann.
 
 3) Sprachwissenschaft: Forschungszweig im Rahmen des amerikanischen Strukturalismus und des Behaviorismus, der im Unterschied zum Mentalismus davon ausgeht, dass nur die der direkten Beobachtung (und damit der sinnlichen Wahrnehmung) zugänglichen sprachlichen Gegebenheiten Gegenstand sprachwissenschaftlicher Analyse sein können.

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Em|pi|rịs|mus, der; - (Philos.): erkenntnistheoretische Richtung, die als Quelle der Erkenntnis allein die Sinneserfahrung, die Beobachtung, das Experiment gelten lässt.

Universal-Lexikon. 2012.

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